Emotionale Intelligenz und frühe Bindungserfahrungen von Jugendlichen
Wie wirken sich frühe Bindungserfahrungen bzw. der Bindungsstil auf die emotionale Intelligenz aus? Diese Frage untersuchte Denia Sophie Munkler in ihrer bemerkenswerten Bachelorarbeit an der Rheinische Hochschule Köln. Dazu befragte sie 99 Jugendliche, die in Jugendwohngruppen leben. Neben dem Bindungsstil stellte sich die Dauer des Aufenthalts in der Wohngruppe als eine wichtige Einflussgröße heraus.
Ergebnisse
Der Bindungsstil wurde mit den Beziehungsspezifischen Bindungsskalen für Erwachsene“ (BBE) von Asendorpf et al. erfasst, die emotionale Intelligenz mit dem Emotional Intelligence Inventar (EI4) von Satow. Das Emotional Intelligence Inventar (EI4) bildet die wichtigsten Bereiche der Emotionalen Intelligenz (EI) auf vier Skalen mit jeweils 8 Items ab: a) Einfühlungsvermögen (Empathie), b) Menschenkenntnis, c) emotionale Selbstkontrolle und d) Überzeugungskraft. Das EI4 kann für nicht-kommerzielle Forschungs- und Unterrichtszwecke kostenlos genutzt werden.
Es zeigten sich bedeutende und statistisch signifikante Korrelationen zwischen dem Bindungsstil und der emotionalen Intelligenz. So betrug die Korrelation zwischen einem sicheren Bindungsstil und dem Einfühlungsvermögen der Jugendlichen r = .43, der emotionalen Selbstkontrolle der Jugendlichen r = .38 und der Menschenkenntnis der Jugendlichen r = .28. Die Dauer des Aufenthalts in der Wohngruppe ging ebenfalls tendenziell mit einem Anstieg des Einfühlungsvermögens – insbesondere, wenn die Jugendlichen länger als 24 Monate in der Wohngruppe lebten.
Korrelation zwischen Emotionaler Intelligenz und Bindungsstil (Munkler, 2025).
Zusammenfassung
Auch wenn es sich nur um eine querschnittliche Korrelationsanalyse handelt, belegen die Ergebnisse einen engen Zusammenhang zwischen Bindungsstil und emotionale Intelligenz bei Jugendlichen.
Online-Version des Emotional Intelligence Inventars (EI4): Kostenloser Selbsttest auf dem Psychologie-Portal Psychomeda.
